Wie Auftakt zum Heiligen Jahr öffnet Papst Franziskus am 24. Monat des Winterbeginns im Petersdom die Heilige Pforte. Jene wurde vom Diözese Basel finanziert – eine wenig bekannte Spende, die dank einem Vermittler mit problematischer Vergangenheit zustande kam.
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte zum Auftakt des ausserordentlichen Heiligen Jahres 2015.
«Sanpietrino» ist in Rom ein geläufiges Wort mit verschiedenen Bedeutungen. Die am meisten verbreitete: Pflasterstein. Die dunklen römischen Sanpietrini zieren die Strassen im Stadtzentrum und sind, weil oft nachlässig günstig, pro Rollstuhlfahrer, ältere Menschen oder Liebhaberinnen spitzer Absätze ein echtes, wenn nicht zuletzt hübsch anzusehendes Hindernis. Heutzutage ist viel von anderen Sanpietrini die Vortrag: Es sind damit die Handwerker und Restauratoren welcher vatikanischen Dombauhütte gemeint, die mit welcher Instandhaltung und Dekoration des Petersdoms betraut sind.
Eine eingemauerte Metallkiste
Kürzlich hatten sie verschmelzen vielbeachteten Live Event. Sie durchbrachen im Petersdom die Wand, die die Heilige Pforte innerhalb welcher Basilika versiegelt, und holten eine Metallbox hervor, die nachdem Ziel des letzten Heiligen Jahres dort eingemauert worden war. Die Personalcomputer enthält zentrale Symbole des Jubiläumsjahres: den Schlüssel zur Bruchstelle welcher Pforte, die Türgriffe, ein Pergament mit welcher Schliessungsurkunde des letzten Jubiläums, vier goldene Steine sowie Medaillen aus verschiedenen Pontifikaten. «Recognitio» heisst welcher Ritus, welcher den Countdown zur Eröffnung des Heiligen Jahres einläutet.
An Heiligabend wird es so weit sein: Papst Franziskus wird die Heilige Pforte von aussen öffnen. Ab dann steht die Ewige Stadt im Zeichen des «Giubileo», wie man dies ganz 25 Jahre stattfindende Heilige Jahr nennt (womit es mittendrin mitunter ausserordentliche Jubiläen gibt wie dasjenige von 2015).
Wer dann durch die Pforte schreitet oder andere, speziell bezeichnete Wallfahrtsorte oder heilige Stätten besucht, betet, die Bekenntnis ablegt und die Kommunion empfängt, kann verschmelzen «vollkommenen Ablass, den Erlass und die Vergebung welcher Sünden erlangen, welcher den Seelen im Fegfeuer zukommt», heisst es im Schreiben welcher Apostolischen Pönitentiarie, einer welcher obersten katholischen Behörden mit juristischen Befugnissen.
Dreissig Mio. zusätzliche Gast werden im Heiligen Jahr in Rom erwartet, viele von ihnen werden die Pforte im Petersdom durchschreiten. Zu Händen sie wird dies ein hochsymbolischer Koitus sein – ein Gangart zum Gunst, zum Verzeihen, zum Zuspruch.
Türen, Tore und Pforten nach sich ziehen seit dem Zeitpunkt je in allen, nicht zuletzt nichtchristlichen Kulturen eine besondere Gewicht. Diejenige im Petersdom geht uff dies 15. Jahrhundert zurück. Und die Sitte, dies Heilige Jahr mit welcher Bruchstelle welcher Pforte zu beginnen, existiert seit dem Zeitpunkt 1500, seit dem Zeitpunkt dem bedeutenden Borgia-Papst Alexander VI.
Theologe, Zentrums-Volksvertreter zu Hitlers Zeiten, später Verantwortlicher pro die Dombauhütte im Vatikan: Monsignore Ludwig Kaas.
Versteckte Inschrift
Dasjenige wiederkehrende Handlung lebt seither weiter, im Kontrast dazu die Türe musste, da senil, mitunter ersetzt werden, so nicht zuletzt im 20. Jahrhundert. Es war Papst Pius XII., welcher sogenannte «Schweigepapst» des Zweiten Weltkrieges, welcher die heutige Pforte hervorbringen liess. Wie eigentlicher Klient fungierte ein deutscher Prälat namens Ludwig Kaas, Theologe, Kurienmitarbeiter und Verantwortlicher welcher Dombauhütte. An Heiligabend 1949, rechtzeitig zum Auftakt des Heiligen Jahres 1950, war dies Treffer fertig.
Jene neue «Porta Santa» zeigt Szenen aus welcher Heilsgeschichte und enthält neben den Reliefs zwei Inschriften, die – weitgehend unbekannt – von den besonderen Umständen jener Nachkriegsjahre erzählen. Uff welcher vorderen Seite wird welcher Name des Prälaten Kaas erwähnt, und uff welcher Rückseite, visuell erst, wenn in Heiligen Jahren jeweils die Wand abgetragen wird, verweist die Inschrift uff die Spender des Tores: «Franziskus von Streng, Bischof von Basel und Lugano, schenkte mit welcher Pack seiner Gläubigen im Jahr des grossen Jubiläums 1950 die Türflügel welcher Heiligen Pforte», heisst es darauf in lateinischer Sprache. Er sei dankbar im Vergleich zu «Pius XII., dem höchsten Papst und unerschütterlichen Friedensstifter». Dasjenige Geschenk sollte wie Zeichen welcher Erkenntlichkeit hierfür verstanden werden, dass die Schweiz vom Weltkrieg verschont blieb.
Dass welcher Klient uff welcher prominenteren vorderen und die Spender nur uff welcher meist versteckten hinteren Seite genannt wurden, gab zu Spekulationen Möglichkeit und wurde vom Schweizer Theologen Hans Küng beargwöhnt: «Im gleichen Sinne dies ist Muddern römische Tradition: pro die eigenen Lorbeeren andere bezahlen lassen», schrieb welcher rebellische Katholik in seinen Erinnerungen. Doch es sieht so aus verschmelzen praktischen Grund hierfür gegeben zu nach sich ziehen. Die Schenkung im Zahl von 20 000 Franken kam erst zustande, wie die Bronzereliefs schon fertiggestellt waren.
Zwischen den beiden uff welcher Vorder- beziehungsweise welcher Rückseite welcher Türe erwähnten Männern – Kaas und von Streng – gab es eine Verkettung. Persönliche Beziehungen des deutschen Prälaten zum Basler Bischof sollen welcher Grund hierfür gewesen sein, dass sie Schweizer Spende schier zustande gekommen sei, heisst es in einer früheren Schriftsystem des Bistums Basel.
Franziskus von Streng, Bischof von Basel, uff einem Gemälde von 1950. Dem Diözese Basel war solange bis 1971 nicht zuletzt die Diözese Lugano unterstellt.
Vorgeschichte in welcher Weimarer Republik
Darüber, wie sie Kontakte zustande kamen, ist wenig traut. Bischof Franz von Streng wird im Historischen Verzeichnis welcher Schweiz wie ein im Vergleich zu Laien, Jugendlichen und Familien aufgeschlossener Kirchenmann dargestellt. Synchron soll er «uff ein gutes Einvernehmen mit den Behörden» geachtet und die – restriktive – Flüchtlingspolitik des Bundes während des Zweiten Weltkriegs «vorbehaltlos» unterstützt nach sich ziehen.
Zusätzlich Ludwig Kaas seinerseits besteht dagegen eine umfangreiche Text. Kaas war vor welcher Beschäftigung im Vatikan in seiner deutschen Heimat Vorsitzender welcher Zentrumspartei während welcher Weimarer Republik. Er sorgte hierfür, dass seine politische Kraft Hitlers Ermächtigungsgesetz am 23. März 1933 zustimmte. Und er war wohl nicht zuletzt mit hierfür zuständig, dass die deutschen Katholiken nur Tage später ihre davor immer wieder ausgesprochenen Verurteilungen des Nationalsozialismus «frappant» zurücknahmen und so «nicht zuletzt gläubigen Katholiken die Mitarbeit im Dritten Reich» ermöglichten, wie welcher Historiker Hubert Wolf schreibt. Kaas verstarb 1952 in Rom, eine Grabplatte uff dem Campo Santo Teutonico erinnert laufen Wirken im Vatikan.
Ein deutscher Prälat mit problematischer Vergangenheit, ein Basler Bischof, welcher den zu den Nazi-Greueln schweigenden Papst Pius XII. vier Jahre nachdem Kriegsende wie unerschütterlichen Friedensfürsten lobt: Die Heilige Pforte im Petersdom birgt überraschende Geschichten an welcher Schnittstelle zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem beginnenden Kalten Krieg.
Die neuen geopolitischen Realitäten beeinflussten nicht zuletzt dies Heilige Jahr 1950. Jener beim Durchschreiten welcher Pforte in Blick gestellte Ablass galt nämlich keineswegs pro ganz. Am 1. Juli 1949 hatte die oberste vatikanische Glaubensbehörde jene Gläubigen mit welcher Exkommunikation bedroht, die sich zum Kommunismus bekannten und ihn verbreiteten.
Kein Ablass pro Kommunisten
Logisch durften sie nicht zuletzt im Heiligen Jahr keine Vergebung erwarten. Den Pönitentiaren wurde es förmlich untersagt, den von welcher Exkommunikation betroffenen Kommunisten verschmelzen Ablass zu gewähren – es sei denn, sie hätten zuvor «aufrichtig und wirksam Erkenntnis» gezeigt, wie welcher Historiker Ugo Taraborrelli aus einem offiziellen Manuskript zitiert. Taraborrelli arbeitet im Dokumentensammlung welcher apostolischen Pönitentiarie in Rom und hat die entsprechenden Akten studiert.
So jovial welcher Kontrast zwischen Katholiken und Kommunisten in den Don-Camillo-und-Peppone-Filmen jener Jahre verhandelt wurde, so beinhart war deshalb welcher Antikommunismus welcher von Pius XII. geführten Religionsgemeinschaft. In Italien, wo weiland entschieden in jeder zweiten Familie ein Kommunist war, liess sich sie Politik welcher Römische Kurie gewiss kaum umtopfen. Formal aufgehoben wurden die Dekrete solange bis heute nicht. Doch die gelebte Realität und die Vergangenheit nach sich ziehen die Normen längst abgeschliffen.
1950 sollte dies Heilige Jahr ein Zeichen setzen nachdem dem Horror welcher Kriegsjahre. Vieles war weiland noch roh, unverarbeitet, unverdaut – es zeigt sich in den geschilderten Episoden und Reglementen. 1975 stand dies «Giubileo» dann im Zeichen welcher Rekonstruktion nachdem dem Zweiten Vatikanischen Konzil, im Jahr 2000 machte es Johannes Paul II. zum Startpunkt pro dies neue Millennium. Und 2025? «Spes non confundit», lautet welcher Titel welcher entsprechenden Ordnungshüter von Papst Franziskus. Ungezwungen übersetzt: Die Hoffnung frustriert nicht. Hinsichtlich welcher andauernden Kriege eine nachvollziehbare – und zeitgeistige – Losung pro ganz die Heerscharen von Wallfahren, die in Zukunft reichlich Roms Sanpietrini straucheln werden.