Die bemitleidenswerte Simone aus «On y va», französische Albträume und Madame Montpellier, die Nonchalance lehrt. Eine Sammlung.
Altes Wecken Statt Baguette: Place de la Comédie in Montpellier.
Madame Montpellier
Unser Französischlehrer hatte uns ein Zauberwort mitgegeben, mit dem wir allen Zumutungen welcher zwei Montpellierwochen begegnen sollten. Zu welcher Zeit immer wir irgendetwas nicht verstünden, würde uns dieses Wort zumindest ein kleinster Teil Zeit verschaffen: «Pardon?»
Wir waren eine Berufsmaturaklasse und hatten jedweder schon eine jahrelange Französischkarriere hinter uns: Angefangen beim schauderhaft-doppeldeutigen Frühfranzösisch, jeweils frühmorgens um 7 Uhr – solange bis hin zu diesem Sprachaufenthalt, wo wir sehen sollten, dass unser Schulfranzösisch wertvoll sei. Dasjenige hat uns nicht gross wissensdurstig.
Schon denn wir in Montpellier ankamen und sich meine Gastmutter mit ihrem eigentlich längeren Namen vorstellte, konnte ich nicht unähnlich: «Pardon?» Ihre Augen fuhren Achterbahn. Irgendwann sagte sie, sie heisse «Madame». Sie verstaute meinen Koffer in ihrem kleinen Peugeot. Denn sie rückwärts aus dem Parkplatz fuhr, kollidierte sie mit einem Mäuerchen. Dass sie dies gar nicht zu sorgen schien, beeindruckte mich. Dann zündete sie sich eine Zigarette an.
In ihrer Wohnung angekommen, zeigte sie mir die Rumpelkammer, die mir zugeteilt war. Schluss einem anderen Zimmer winkte mir ein müder Koreaner entgegen. Madame ging in die Kochkunst und schaltete den Fernsehzuseher ein. Er sollte zwei Wochen weit durchflimmern. Schluss den Schulbüchern in welcher Schweiz lachte einem aufwärts jeder zweiten Seite ein frisch-fröhlich grinsendes Baguette entgegen. Madame zog altes Wecken aus einem Plastiksack. Dazu legte sie ein paar Artischocken und schenkte sich ein Glas Wein ein. Pardon? Dasjenige war dies Dîner. Am Fernsehzuseher lief immer eine Talkshow, in welcher Vorsitzender Sarkozy entweder selbst auftrat oder in welcher es um ihn ging.
Madame sprach nicht gross mit mir, sie korrigierte mich nie, gleichwohl ich lernte von ihr, dass dies Französische nicht eine Sprache, sondern eine Kultur ist: Wichtig ist nicht, wie genau man spricht, sondern wie man lebt. Nachher Madame bedeutete dies Französische – unähnlich denn in unzähligen Vocabulaire-Lektionen gelernt – nicht Versuch, sondern im Gegenteil: Nonchalance. Dasjenige begann mich zu interessieren.
Samuel Tanner
Alptraum Französischunterricht
Jede Nacht durchleben mehrere hundert Schweizer Erwachsene quälende Zahlungsfrist aufschieben nachdem dem Skript von «On y va» oder «Envol».
Es gibt zwar keine Erhebungen, wie viele Schweizer Schülerinnen und Schüler welcher Generation Frühfranzösisch unter nichtorganischen Schlafstörungen leiden (so die fachsprachliche Bezeichnung zu Gunsten von Albträume). Die Zahl dürfte gleichwohl in die Zehntausende möglich sein. Eine Studie des Zentralinstituts zu Gunsten von seelische Gesundheit in Quadratestadt ergab, dass Schul- und Prüfungsträume zu den Top-Ten-Themen unter den Albträumen in Besitz sein von.
Hinaus die helvetischen Frühfranzösisch-Verhältnisse transferieren, heisst dies: Jede Nacht durchleben mehrere hundert Schweizer Erwachsene quälende Zahlungsfrist aufschieben nachdem dem Skript von «On y va» oder «Envol».
Mein persönlicher Frühzeitig- bzw. Schulfranzösisch-Alptraum folgte immer dem gleichen Warenmuster: Ein paar Jahre nachdem dem Finale welcher Schulzeit wird mir telefonisch oder per Briefpost (interessanterweise nie per elektronische Post) beschieden, dass meine Matura ungültig sei, weil ich nie am Französischunterricht teilgenommen hätte. Nicht mehr da paar Monate serviert mir meine Grosshirnrinde eine leichtgewichtig verschärfte Version: Nachher dem Studium werde ich informiert, dass mein Uni-Einstellung haltlos sei. Dies aufgrund fehlender Matura, welches wiederum aufwärts dies Fortbleiben vom Französischunterricht zurückzuführen sei.
In Tat und Wahrheit habe ich während welcher gesamten Schulzeit im Frz. kaum eine Lektion gefehlt. Dasjenige reicht heute kurz zu Gunsten von ein verlängertes Wochenende in Paris. Vor ein paar Jahren starb meine geschätzte und durchaus milde Französischlehrerin, die ich in welcher Kantonsschule hatte. Seither plagen mich keine Albträume mehr.
Andri Rostetter
„Simone Subtack“
„Hallo, hallo, du bist du, Simone?“
Dasjenige Mädchen, dies mir die französische Sprache nahebringen sollte, hiess Line. Sie sah aus wie eine Mischung aus Popeyes Olivia, Mireille Mathieu und Globi: weisses Gesicht, schwarzes Wolle, Pagenfrisur, Karo-Besetzung. Sie war welcher Star des Lehrmittels «Bonjour Line», mit dem die Zürcher Schulkinder in den siebziger Jahren Frühfranzösisch lernen sollten. Geblieben ist den meisten Veteranen aus dieser Zeit folgender Sprung: «Le bol de Paul est bleu clair».
Mehr Eindruck machten mir später Simone, René und François, die Hauptfiguren des Lehrmittels «On y va». Darin reisen die drei Jugendlichen nachdem Paris, wo sie durch die wildesten Ereignis straucheln. Sie sehen vereinigen Schwarzen («Zut! On ne dit pas c’est un nègre, on dit c’est un noir!»), sie telefonieren («Âllo âllo, c’est toi, Simone? Ici René, ton cousin de Genève») oder sind zu blöd, um rechtzeitig in die U-Bahn einzusteigen («Simone reste baba»).
Gestreiftes Oberhemd, kariertes Oberhemd, braune Bluse, eine Brille, die nur an Yves Saint Laurent stylisch aussieht: Simone, René und François aus «On y va
Es waren die Achtziger, und die armen Kinder, die welcher Lehrmittelverlag zu Gunsten von die Fotostories ausgesucht hatte, sahen aus wie aus dem EPA-Katalog. Gestreiftes Oberhemd, kariertes Oberhemd, braune Bluse, eine Brille, die nur an Yves Saint Laurent stylisch aussehen konnte. Wir Schulkinder – gepunktetes Oberhemd, wildgemustertes Oberhemd, grüne Bluse, Yves-Saint-Laurent-Brille – nach sich ziehen sie verhasst.
Sie waren so harmlos, sie waren so unschädlich, sie waren so wie wir. Und sie nach sich ziehen es fertiggebracht, dass so gut wie zwei Generationen von Deutschschweizerinnen und -schweizern ein Frz. sprechen wie aus dem linguistischen Kopierautomaten: «Il y a», «Il est», «Kohlenstoff’est la», «c’est le», «Kohlenstoff’est ça». Gut dies, welches wir mit «On y va» erfahren mussten, gibt es ein Song, dies dies ganze Leid schon im vierten Sprung zusammenfasst: «pauvres diables».
Christina Neuhaus
Tour de Romandie mit Nullipara Tscherrig
Dieser Pfynwald im Wallis: In den 2000er Jahren war die erste Erlebnis eines deutschsprachigen Walliser Schulkindes mit welcher französischen Sprache eine durchweg positive.
In den 2000er Jahren war die erste Erlebnis eines deutschsprachigen Walliser Schulkindes mit welcher französischen Sprache eine durchweg positive. In welcher ersten Stunde gab es zu Gunsten von die Kinder wahlweise vereinigen thé froid, un chocolat, un coca, un croissant. Die erste Lektion lautete: Frz. hat mit Verbrauch zu tun. Chouette!
Später widmete unser Lehrmittel dem Fossé, demnach dem Röstigraben, eine ausführliche Vertiefung. Es ging um den wunderschönen Pfynwald im Wallis, um die mittelalterliche Kernstadt von Freiburg. Wir erlebten eine Tour durch die Postkartenschweiz. Ein anderes Mal reisten wir geistig in den Juristik, in die Olympiastadt Lausanne oder ins internationale Genf, so gut wie so wie aufwärts dem Schulspaziergang vor den Sommerferien.
Am Oberschule waren es dann Lehrerinnen wie Madame Tscherrig, die uns neben Vokabeln und Syntax vor allen Dingen eine banale, gleichwohl essenzielle Botschaft gelehrt nach sich ziehen: Eine Sprache lernt leichter, wer die Kultur nach schätzt. Oft ist sie damit durchgedrungen. Gewiss nach sich ziehen sich zig Schüler welcher Initiative von Madame Tscherrig ebenso triumphierend verweigert. Sie plapperten möglichst irgendwelche Ressentiments nachdem, die in welcher Deutschschweiz und selbst im deutschsprachigen Wallis gut die Welschen kursieren. Zum Paradebeispiel, dass sie zum Snobismus tendieren oder seltsame Tiere essen.
Schade. Schon in unserem ersten Lehrmittel mit dem zu Gunsten von manche so gut wie zynischen Titel «Bonne Möglichkeit!» hätte es eine Vielzahl von anderen Zugängen gegeben.
Matthias Venetz
Rekruten- und Französischschule
Préééééésent! Rekruten welcher Infanterie stillstehen in Colombier in Reih und Lümmel.
Von meinem Französischunterricht in Sekundarschule und Oberschule sind mir nur wolkige Erinnerungen an dies «français fédéral» des Kanti-Lehrers geblieben. Worum es in dem Buch «Derborence» von Charles-Ferdinand Ramuz ging, gut dies ich an welcher Mündlichprüfung reden musste? Keine Kenntnisstand. meine Wenigkeit bin happy, dass von diesem Gespräch keine Aufnahmen leben.
Meine Liebe zur französischen Sprache entdeckte ich erst im Militär. Denn eingeschränkt motivierter Spitalrekrut kam ich ins schmucke Städtchen Moudon in welcher Waadt, in vereinigen gemischten Zug. Die Umgangssprache mit den Waffenbrüdern (und ein paar Schwestern) war wie selbstverständlich Frz.. Dieser gestrenge Lieutenant Wahl war ebenso Romand wie die noch gestrengere Nullipara Feldweibel, die uns aufwärts dem Kasernenhof herumscheuchte, solange bis eines Tages die Militärpolizei sie abholte, weil sie rechtswidrig Absinthe verkauft hatte.
Beim Antrittsverlesen mussten wir jeweils «préééééésent» schreien. Schon bevorstehend reichten die Sprachfertigkeiten zu Gunsten von mehr aus denn nur, dies Fondue chinoise à discrétion im Restaurant de la Gare zu reservieren. Fasziniert hörte ich dem Copain Pittet zu, wenn er mit geweiteten Pupillen erklärte, wie er es geschafft habe, sich eine ganze Cakeform voll THC-haltigem Gebäck in die Kaserne liefern zu lassen. Und dank dem Copain Mérillat lernte ich Jean-Jacques Goldman und seine Musik Kontakt haben («Quand tu danses, y songes-tu?»). Dasjenige klang nachdem weiter Welt.
Eine Schulgebäude fürs Leben war die Rekrutenschule zu Gunsten von mich nicht. Andererseits eine Französischschule.
Simon Ethisi
Frau Schulgebäude, gute Schulgebäude
Ungenügend in Basel: Mit dem Französischunterricht fängt welcher Humorlos des Lebens an.
Die erste Note am Oberschule: 3,1. Unvergessen, eingebrannt ins Gehirn, zu Gunsten von immer. Es war die erste ungenügende Priorisierung gar, in welcher verbannen Stil, da dies Oberschule erst dann begann (eine typische baselstädtische Eigenart). Ein Wink mit dem Eiffelturm. Für jedes die meisten. Kaum Leckermäulchen, glaubt man sich zu erinnern, war in dieser Prüfung nur in Grundzügen genügend.
Zuständig zu Gunsten von ebendiese Pech, gestand man sich verängstigt ein, war man wohl selbst. Andererseits die Furcht projizierte man aufwärts eine Person: Madame Scherrer. Sie sorgte dazu, dass welcher Hauch von pubertärer Narzissmus schnell den Selbstzweifeln wich. Man begriff: Nun fängt welcher Humorlos des Lebens an, zumindest ein kleinster Teil. Nullipara Scherrer war keine dieser jungen Französischlehrerinnen, die sich, zart herantastend, denn Teil eines Teams verstand. Sie griff durch, von Beginn, es gab keinen Interpretationsspielraum. Ob man den Test verschieben könne. Ob ebendiese Schreibart nicht selbst richtig sei. Stahlbad statt Sprachbad. meine Wenigkeit glaube, heute müsste sie die Rauswurf fürchten. Oder zumindest in vereinigen teuren Leadership-Weg.
In diesem Zusammenhang war es ein heilsamer Schock. Es herrschte zwar Sprechzwang, gleichwohl nie blossstellend. Gearbeitet wurde in Gruppen. Teenager-Komik (sehr unlustig!) wurde akzeptiert. Am Finale merkten wir weder noch mehr, dass wir lernten – gleichwohl doch realisierte jeder, dass er besser wurde. Dasjenige reichte dann vielleicht übers Jahr zu Gunsten von vereinigen Vierer (ganz kurz), weil nun einmal immer noch grosser Zahl aufwärts Syntax gelegt wurde. Zu Recht. Heute, da lautgetreues Schreiben en vogue ist, wären wir wohl nah an einer Sechs gewesen. Leider verliess uns Nullipara Scherrer nachdem zwei Jahren. Nie sprachen wir besser. Eine Schande.
Sebastian Briellmann