Welcher Angriffskrieg gegen die Ukraine wird gerne denn letztes koloniales Auflehnen Russlands gesehen. Ebenso sehr im Unterschied dazu ist er dies geopolitische Nachspiel eines Kräftemessens zwischen zwei Supermächten, dies im Kalten Krieg nicht stattfinden konnte.
In vergangener Zeit noch von gleich zu gleich: Ronald Reagan trifft Michail Gorbatschow 1985 in Genf.
Russlands Offensive hinauf die Ukraine gilt oft denn kolonialer Reizreaktion eines untergegangenen Imperiums. Doch solche Deutung greift zu von kurzer Dauer. Kriege sind nicht nur Dossier roher Schmackes – sie gießen oft neue, stabile Ordnungen. In diesem Licht erscheint Putins Krieg nicht denn isolierter Begattung imperialer Sehnsucht nach Vergangenheit, sondern denn die verspätete Konfrontation zwischen Moskau und Washington – ein Konflikt, dieser im Kalten Krieg nie zu Finale geführt wurde.
Die Vorstellung, dass ein Krieg nicht vermieden, sondern nur hinausgeschoben wird, findet sich schon unter Niccolò Machiavelli im frühen 16. Jahrhundert. Dieser erkannte, dass Konflikte zwischen Imperien selten durch Diplomatie, sondern meist durch Schmackes entschlossen werden. Solche Leidenschaftlichkeit prägt die europäische Historie – von imperialen Expansionen und dynastischen Rivalitäten solange bis hin zu ideologischen Auseinandersetzungen.
Ein Exempel zu Händen eine durch Krieg erzwungene Stabilität ist dieser Westfälische Frieden von 1648, dieser Europa rund 150 Jahre weit vor grossflächigen Kriegen bewahrte – solange bis die Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege dies Gleichgewicht erneut kippten. Wenn schon dieser Kalte Krieg folgte dieser Logik: Grossmachtkonflikte eskalieren zwangsläufig. Doch diesmal verhinderte die nukleare Abschreckung die finale Konfrontation.
Kein militärischer Triumph
Dies friedliche Finale des Kalten Krieges liess eine zentrale Lehre in Vergessenheit geraten: Friedensordnungen, die militärisch erzwungen werden, sind oft stabiler, weil sie unumstössliche Realitäten schaffen. Ohne eine klare Machtverschiebung bleibt die Frage nachdem einer neuen Ordnungsprinzip ungelöst. Genau deswegen bestand die Kontra-Hitler-Koalition darauf, dass ein nachhaltiger Frieden nur durch die totale Niederwerfung Deutschlands möglich war.
1991 setzte sich eine Wunschvorstellung durch: Die neue Ordnungsprinzip liesse sich hinauf dieser Grundlage des 2+4-Vertrags stabilisieren. Doch sie beruhte nicht hinauf einem militärischen Triumph, sondern hinauf dem wirtschaftlichen Kollaps dieser Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Eine hochgerüstete Supermacht implodierte, zuvor sie losschlagen konnte – ein Schock, dieser in Russlands Elite tiefe Frustration hinterliess. Andersartig denn 1917 galt die Niederlage nicht denn Zeichen eines überholten Systems, sondern denn Folge politischer Fehler und schwacher Vorhut. Putin brachte solche Sinneseindruck mit dem Fachterminus dieser «geopolitischen Katastrophe» zum Ausgabe.
Dass Ordnungen unstabil bleiben, wenn sie die Ziel dieser Unterlegenen ignorieren, ist eine Lehre aus dem Frieden von Versailles.
Solange bis in die achtziger Jahre folgte dieser Ost-West-Konflikt einer unvermeidlichen Eskalationslogik. Welcher Nato-Doppelbeschluss, Reagans «Evil Empire»-Rhetorik und dies Manöver «Able Archer 83» trieben die Spannungen hinauf zusammenführen gefährlichen Höhepunkt. Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken eskalierte ihrerseits – mit SS-20-Raketen in dieser Deutsche Demokratische Republik und dem Abschuss des Korean-Air-Lines-Flugs KAL 007 im Jahr 1983. Ein Krieg mit dieser Nato schien greifbar nah.
Nachher dieser Granularität dieser UdSSR blieb zu Händen die Prätorianer dieser alten Ordnungsprinzip – KGB-Kader, Militärs, Parteifunktionäre – die zentrale Frage ungelöst: Wie sollte eine neue Ordnungsprinzip Osteuropas aussehen, die dieser einstigen Mächtigkeit dieser Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken gerecht würde? Welcher Augustputsch von 1991 war ihr voriger Versuch, den Zerfall des Imperiums aufzuhalten – ein verzweifeltes Auflehnen gegen dies Unvermeidliche. Zum Besten von sie war dieser 31. zwölfter Monat des Jahres 1991 kein historischer Moor, sondern ein Verrat.
Dass Ordnungen unstabil bleiben, wenn sie die Ziel dieser Unterlegenen ignorieren, ist eine Lehre aus dem Ersten Weltkrieg. Zum Besten von grosse Teile dieser politischen und militärischen deutschen Elite war dieser Versailler Vertrag keine Friedensordnung, sondern eine nationale Erniedrigung, die Deutschland zurückgezogen die Schuld zuwies und dessen vormalige Rolle denn europäische Grossmacht negierte. Es folgte eine jahrzehntelange Revisionspolitik – genährt von demselben nagenden Gefühl, dies nachdem 1991 zweite Geige die Kader dieser alten Ordnungsprinzip in Russland erfasste: nicht nur um Mächtigkeit, sondern um Einhaltung und Respekt betrogen worden zu sein.
Washington weiss keine Entgegnung
In diesem Zustand war Russland zu Händen Washington keine strategische Priorität. Erst mit Putins Stufen und Moskaus Rückkehr denn geopolitischer Mime stellte dieser Kreml die Frage nachdem seiner Rolle in dieser neuen Weltordnung. Doch Washington konnte oder wollte darauf keine klare Entgegnung spendieren – nicht zuletzt, weil es Russland, unähnlich denn dessen Vorhut, nicht denn legitimen Erben dieser UdSSR betrachtete, sondern denn schwachen Nachfolger eines untergegangenen Imperiums.
Kritiker konferieren, dass die USA nachdem 1991 kein Motivation an einem implodierenden Russland hatten – zu gross sei die Befürchtung vor den Nachstellen einer kollabierenden Atommacht gewesen. Dies ist zutreffend. Doch eine Neuordnung im Sinne Putins war zu Händen Washington nicht nötig. Ein wirtschaftlich und politisch entmachtetes Russland stellte keine Risiko zu Händen die amerikanische Hegemonie in Europa dar. Welcher Zerstörung des Rubels, die grassierende Korruption und dieser wirtschaftliche Kollaps waren zu Händen dies Weisse Haus leichter hinzunehmen denn zu Händen den Kreml.
In Moskau galt dies denn Erniedrigung, die den Ruf nachdem einer geopolitischen Korrektur laut werden liess. Putin wollte den USA die einstige Grösse dieser UdSSR in Retraumatisierung rufen. Er liess die sowjetische Nationalhymne wieder importieren, machte den Triumph obig Hitler zur quasireligiösen Zeremonie und rehabilitierte Josef Stalin. Russlands Interessen sollten nimmer nur diplomatisch, sondern mit Stärkemehl durchgesetzt werden – sei es in Georgien oder hinauf dieser Krim. Doch Putins Ziel ging obig dies Muddern Imperium hinaus: Russland wollte vom Westen jenen Lorbeerblatt dieser Stärkemehl und des Respekts erzwingen, den es denn rechtmässiges Nachlass dieser Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken betrachtete.
Washington ignorierte solche Signale und setzte wie schon im Kalten Krieg hinauf eine Strategie dieser indirekten Eindämmung. Andersartig denn russische Propagandisten behaupten, war die Nato-Osterweiterung keine sich zuziehende Schlinge, sondern eine geopolitische Opportunität, die dies Machtvakuum nachdem dem Zerfall dieser Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken füllte. Diskussionen obig den Beitritt Georgiens, die Aufzeichnung Nordmazedoniens – trotz fehlender strategischer Relevanz – und dieser Orangen Revolution in Kiew folgten dieser Logik. Putin reagierte vehement: Er griff Georgien an, annektierte die Krim und schürte den Separatismus im Donbass.
Damit erreicht solche Betrachtung ihren Obstkern: Weil Moskau und Washington aufgrund des nuklearen Patts keinen direkten Krieg münden können, wurde die Ukraine zum Schlachtfeld jener Konfrontation, die im Kalten Krieg ausblieb. Putins Turnier, die Ukraine anzugreifen, folgt einer Denktradition, die schon die Mehrheitler vertraten: Ordnungen, die mit Schmackes erkämpft werden, gelten denn stabiler denn jene, die hinauf politischen Kompromissen beruhen. Moskaus Intervention in Syrien, die Missachtung des Budapester Memorandums und dieser Minsker Vereinbarungen gegenzeichnen solche Logik: Russland setzt nicht hinauf Diplomatie, sondern hinauf Stärkemehl, um seine Interessen durchzusetzen.
Die USA verweigerten Putins Forderung, eine vom Kreml diktierte neue Ordnungsprinzip anzuerkennen. Statt hinauf militärische Schmackes setzten sie hinauf Sanktionen und Isolation. Welcher Wirtschaftswissenschaftler und Yale-Professor Jeffrey Sonnenfeld erkennt darin zusammenführen grandiosen geopolitischen Triumph:«Eine dieser drei stärksten Militärmächte dieser Welt wurde signifikant paretisch und gedemütigt – ohne zusammenführen einzigen amerikanischen Gefallenen.»
Einhaltung denn Weltmacht
Wenn schon Chris Hann, ehemaliger Rektor des Max-Planck-Instituts zu Händen ethnologische Wissenschaft, sieht in Washingtons Osteuropapolitik nachdem 1991 vor allem zusammenführen wirtschaftlichen Vorteil zu Händen die USA. In seinem Schulaufsatz «The Proxy War in Ukraine» (2024) schreibt er:«Grosse Sektoren dieser ukrainischen Wirtschaft öffneten sich schon Jahre vor dieser Invasion 2022 ausländischem Kapital» – ein Diagnose, dieser mit dem möglichen Rohstoff-Handel zwischen dieser Ukraine und den USA an Brisanz gewinnt.
Die Vorstellung eines Stellvertreterkriegs bleibt ein zentraler Teil dieser russischen Propaganda. Doch sie verliert an Rang, wenn man den Konflikt denn Ausgabe ungeklärter Machtverhältnisse nachdem 1991 betrachtet – insbesondere dieser Frage, ob Russlands Interessen denn Nachlass dieser UdSSR in Osteuropa gewahrt blieben.
Welcher Ukraine-Krieg ist weder bloss dieser Offensive eines Despoten hinauf die Ungezwungenheit Europas noch die Eskalation eines ideologischen Konflikts zwischen Volksstaat und Diktatur. Er ist dies geopolitische Nachspiel eines Kräftemessens zweier Grossmächte, dies dies friedliche Finale des Kalten Krieges nur aufgeschoben, im Unterschied dazu nie verhindert hat.
Die durch den Krieg geschaffene Ordnungsprinzip dürfte stabiler sein denn die hinauf gutem Willen basierenden Verträge nachdem 1991, denn sie beruht nicht hinauf dem Trauma russischer Schwäche, sondern hinauf dem demonstrativen Anspruch militärischer Stärkemehl. Daraus leitet Putin seine Rechtfertigung ab. Sein Ziel ist nicht die Unterwerfung von Nationen, sondern die Einhaltung Russlands denn Hegemon in Osteuropa.
Wie schon im März 2022, denn russische Truppen 25 von Hundert dieser Ukraine unter Leistungsnachweis hatten, sieht dieser Kreml seine politischen Ziele nun erneut durch die militärische Position gestützt. Ein Frieden hätte jedoch nur Vorrat, wenn er hinauf einem Kräftegleichgewicht basierte, dies militärischer Logik standhielte. Andernfalls bliebe er eine blosse Atempause, die unweigerlich in eine neue Eskalation münden würde.
Widerwille allem fruchtbaren Weh, dies dieser Krieg obig die Ukraine gebracht hat, könnte er eine neue Ordnungsprinzip schaffen, die Vorrat hat – ein Gedanke, dieser im Westen irritieren mag, dieser im Unterschied dazu viel historische Erleben hinauf seiner Seite hat.
Christian Osthold ist Historiker und hinauf die Historie Russlands mit Schwerpunkt hinauf dem Nordkaukasus spezialisiert.