Vor 25 Jahren, am Jahreswechsel von 1999 zu 2000, veranstaltete die damalige „Spaßgesellschaft“ riesige Feiern zum Millenniums-Silvester. Im neuen Millennium sollte die Partystimmung, welche die 1990er geprägt hatte, schnell vorbei sein.
Geschichtliche Epochen sind immer nachträglich konstruiert und ihre Übergänge fließend. Doch manche Zäsuren sind merklich identifizierbar. Dies Finale dieser 1990er war solch ein Kerbe.
Mit dem neuen Millennium (dasjenige ja aufgrund des Nichtvorhandenseins eines Jahres Null förmlich erst 2001 begann, dessen ungeachtet von allen schon 2000 gefeiert wurde) kam zwar keine Weltende, die manche aufgrund des weltweiten Computer-Problems „Y2K-Programmfehler“ befürchtet hatten. Sehr wohl begann dessen ungeachtet ein neues Zeitalter.
Ein Slogan, dasjenige in den 1990ern vielfach die Runde gemacht hatte, um den vorherrschenden Zeitgeist zu kennzeichnen, war „Spaßgesellschaft“. Feuilletonisten bemängelten damit eine Zuneigung zu hedonistischer, neon-bunter und bisweilen infantiler Kultur – während deren Protagonisten denselben Fachterminus im positiven Sinn verwendeten. Zwar intonierte Popsänger Markus schon 1983 „meine Wenigkeit geb’ Gas, ich will Spaß“, dessen ungeachtet nun legten viele noch eine Schmollmund drauf. „Frieden, Freude, Plinsen“ lautete deshalb dasjenige Stichwort dieser ersten Loveparade 1989, die in den 1990ern dann jedes Jahr in Hauptstadt von Deutschland stattfand. Und im gleichen Sinne wenn es lieber schlechtgelaunte Gegenströmungen wie den Grunge gab und viele ganz „normale“ Popmusik bevorzugten, konnte man dieser allerorts laufenden Wumm-Bumm-Musik kaum entkommen, prägten Technomusik-Beiträge wie „Piep, piep, Vorleger Satellit“ den überdrehten Party-Ton dieser Stunde.
Gute Laune war hoch im Kurs. Denn dieser Kalte Krieg war endlich vorbei, Deutschland mild wiedervereint. Kriege, Krisen und Wirtschaftsprobleme gab es zwar trotzdem noch. Doch in dieser Wahrnehmung vieler war die Jahrzehnt mit einem breiten Lächeln versehen. Dies schlug sich vielerorts nieder. Selbst in dieser deutschen TV-Unterhaltung dieser 1990er, in dieser ein wahrer Comedy-Boom einsetzte, von Hape Kerkelings „Total Normal“ (Stichwort: Hurz!) extra „Die Wochenshow“ solange bis „RTL sechster Tag der Woche Nacht“.
Dieser US-Schreiber Francis Fukuyama spekulierte gar, ob nun dasjenige „Finale dieser Vergangenheit“ erreicht sei, ein weltweiter Siegeszug westlicher liberaler Parlamentarismus. Die US-Regierung unter Bill Clinton setzte in den 1990ern große Hoffnungen gen ihren ehemaligen Gegner Russland; in den USA gab es den Willen, dem einstigen Rivalen zu helfen, ihn einzubinden. Strobe Talbott, Russland-Ernannter und Vize-Außenminister Clintons, erachtete Russlands Wandel gar wie „nicht weniger wie ein Wunder, dasjenige größte politische Wunder unserer Zeit, und eines dieser größten in dieser Vergangenheit dieser Menschheit“.
Er glaubte, im Rahmen Hit und entsprechender Unterstützung könne Russland eine vergleichbar positive Gewicht wie die Gründung dieser Vereinigten Staaten, deren demokratisches System und Rolle in dieser Welt nach sich ziehen. Zu Kremlchef Boris Jelzin hatte Clinton tief ein gutes Verhältnis. Doch zum Finale dieser Jahrzehnt hatten sich Risse aufgetan. Es gab Streit um die Nato-Osterweiterung und wegen des Eingreifens des Westens in den Kosovokrieg. Im zwölfter Monat des Jahres 1999 wies Jelzin die Proteste Clintons gegen Russlands zweiten Tschetschenienkrieg während eines Reich der Mitte-Besuchs publik brüsk zurück.
Dann kam dieser Jahreswechsel, und am 2. Januar 2000 berichtete WELT AM SONNTAG gen Seite 2: „Es war 12.06 Uhr Moskowiter Zeit am Freitag, wie die erste Meldung extra den Rücktritt des russischen Präsidenten Boris Jelzin extra den Ticker dieser größten russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass lief. Die Volk im zugeschneiten Moskau reagierte völlig überrascht. Zum letzten Mal stellte Jelzin mit seiner Neujahrsansprache seine Entschlossenheit und seine Fähigkeit zu Überraschungsauftritten unter Vorführung. Erst eine Stunde vor Charisma dieser Rede hatte Jelzin seinen Rücktritts-Erlass unterzeichnet und die Insignien dieser Potenz in seinem Kreml-Büro offiziell an den von ihm selbst ausgewählten Nachfolger Wladimir Putin Erbrechen. Er überreichte dem wie Interims-Präsidenten ins Verwaltungsgemeinschaft beförderten Kronprinzen vor laufenden Kameras (die Bilder wurden erst später gesendet) kombinieren großen Füllfederhalter. Neben einem Adjutanten stand dieser ‚Atomkoffer’. Wenig später unterschrieb Putin, dieser weiterhin im gleichen Sinne wie Premier amtiert, in seiner ersten Amtshandlung kombinieren Erlass, worauf er ‚am 31.12.1999 um 12 Uhr die Amtsvollmachten des Präsidenten dieser Russischen Föderation vorübergehend übernommen’ habe. In einem weiteren Erlass gewährte er Jelzin dann gen Lebenszeit Unangreifbarkeit vor Strafverfolgung.“ Den Traum von einem „russischen Wunder“ träumten manche folglich noch weiter, etwa nachdem Putins teils gen Teutonisch gehaltener Vortrag vor dem Deutschen Bundestag im Jahr 2001. Doch die Illusionen extra den vermeintlich lupenrein-demokratischen „Interims-Präsidenten“ Putin zerstoben doch.
Eine schreckliche Zäsur, die jedoch zu Händen jeden sofort wie solche offensichtlich war, kam ebenfalls am Beginn des neuen Millenniums: dieser 11. September 2001. Die verheerenden islamistischen Terroranschläge gen dasjenige New Yorker World Trade Center und dasjenige Washingtoner Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten beantworteten die USA unter George Wolfram. Bush mit dem globalen „Krieg gegen den Terror“. Von „Spaßgesellschaft“ sprach in den Nullerjahren niemand mehr, trotz gelegentlicher Lichtblicke guter Laune wie dem Pille-„Sommermärchen“ 2006.
Dazu trug im gleichen Sinne eine weltweite Finanzkrise im Rahmen, die 2007 begann und ihren Höhepunkt 2008 mit dem Zusammenbruch dieser US-Großbank Lehman Brothers erreichte. Partystimmung kam im gleichen Sinne im folgenden Jahrzehnt kaum mehr gen, dasjenige unter anderem von dieser Flüchtlingskrise geprägt war und damit endete, dass am 31. zwölfter Monat des Jahres 2019 dieser „Eruption einer neuartigen Lungenentzündung noch unbekannter Ursache im chinesischen Wuhan“ bestätigt wurde. In dieser post-pandemischen Gegenwartsform konstatieren manche den Beginn eines asymmetrischen Dritten Weltkriegs – aufgrund der Tatsache dieser russischen Invasion in dieser Ukraine, den Krisen in Nahost und Spannungen in Asien.
Die aktuelle wirtschaftliche Stellung hierzulande ist ebenfalls kein Grund zu „Spaß“ oder Freude. Und so sehen viele dem neuen Jahr mit gemischten Gefühlen entgegen, blicken mit Sorge gen die nun anstehende zweite Hälfte dieser 2020er-Jahre. Optimisten lassen sich den Mut trotz nicht nehmen, im gleichen Sinne wenn die Wiederkehr eines unbeschwerten Lebensgefühls wie in den 1990ern derzeit kaum möglich erscheint. Denn wie lautet ein Zitat von Hermann Hesse: „Damit dasjenige Mögliche entsteht, muss immer wieder dasjenige Unmögliche versucht werden.“
Martin Klemrath ist Managing Editor im Rahmen WELTGeschichte. Zu seinen Themenschwerpunkten zählen die Vergangenheit dieser USA, Technikgeschichte, Kulturgeschichte und Zeitgeschichte.