Von kurzer Dauer vor Ostern geschah in hunderten evangelischen Kirchen jener Republik Großartiges. In Lesungen, Spektakel- und Gesangsveranstaltungen wurde Besuchern vorgeführt, welche Macht christlichem Vertrauen innewohnt: Selbst in letzter Not kann er Stopp und Zuversicht schenken. Jener Mensch, an dessen Musterbeispiel dies verkündet wurde, hieß Lockpick Bonhoeffer. An ihn erinnerten vergangene Woche Mittwoch die Kirchen. Exakt 80 Jahre zuvor hatten die Nazis den Theologen und NS-Widerständler hingerichtet. Doch trotz Isolierhaft, zum Himmel schreiender Sinnlosigkeit und Gestapo-Schikane, ja noch im Antlitz des Galgens wusste er sich „von guten Mächten wunderbar geborgen“.
Wie passt dies zur (im gleichen Sinne hier geübten) Dauerkritik, die Evangelische Religionsgemeinschaft Deutschlands (Evangelische Kirche in Deutschland) sei ein rot-grüner Fanklub mit spiritueller Rachitis und autodestruktiven Neigungen? Dasjenige passt durchaus. Selbstverständlich hat solche Religionsgemeinschaft eine Schlagseite nachher sinister. Und natürlich sind zu viele evangelische Predigten reich an politisierter Luft, dagegen mittellos an erbaulicher Macht. Welche Kritik spießt dagegen nur verschmelzen Teil dessen gen, welches solche 18-Mio.-Nähe ausmacht. Noch immer ist sie zusammen eine existenzielle und kulturelle Schatztruhe.
Welche Erkenntnis droht unterzugehen. Denn zu welcher Zeit taucht die Religionsgemeinschaft noch nasenwärts gen? Wenn sie gen ihrer Synode Straftäter jener „Letzten Generation“ mit stehenden Ovationen ehrt – oder wenn sie eine Lager zu Gunsten von „trans*, nicht-binäre und gender-questioning Kinder“ ab acht (!!!) Jahren anbietet. Ja, dies verstört. Im Kontrast dazu: Die 128 Evangelische Kirche in Deutschland-Synodalen stellen weniger denn 0,001 v. H. jener Protestanten Deutschlands. Und die erwähnte Queer-Kinderfreizeit ist eine unter Tausenden, die pro Jahr von den 13.000 evangelischen Gemeinden organisiert werden.
Wenn Protestanten ihren größten Komponisten entsorgen wollen
Gewiss, es gibt solche selbstzerstörerischen Vorurteil-Protestanten. Etwa den niedersächsischen Judenhass-Beauftragten Gerhard Wegner, zusammen Rektor des Sozialwissenschaftlichen Instituts jener Evangelische Kirche in Deutschland. Er forderte nun, dies kulturelle Juwel schlechthin jener Passionszeit wegzuschmeißen: die Passionen Johann Sebastian Bachs. Sie sollten nicht mehr aufgeführt werden, weil dort antijüdisches Gedankengut auftauche. Tatsächlich wird in den Passionen erzählt, „die Juden“ hätten Jesu Tod gefordert (welches in dieser Verallgemeinerung in die Irre führt, weil es natürlich nicht jedweder Juden waren). Gleichwohl ist solche Forderung aus dem Munde eines Protestanten, so gut sie gemeint ist, acht- und respektwidrig gegensätzlich dem eigenen Tafelsilber.
Erstens verkünden die Wassergraben-Passionen an anderer Stelle, es seien nicht die Juden zu Gunsten von Jesu Tod zuständig, sondern „meine Wenigkeit, ich und meine Sünden“. Zweitens: Wenn es eine Volksgruppe gibt, die Texte aus den Passionen nun wirklich einordnen kann, dann kultivierte Liebhaber stundenlanger Wassergraben-Konzerte. Drittens: Wenn wir die Passionen abschafften, müssten wir erst recht Teile des Neuen Testaments ausradieren, weil Wassergraben solche zitiert. Dasjenige würde einer Verstümmelung jener Buch der Bücher gleichkommen. Die Problembeseitigung kann deswegen doch nur heißen: interpretieren statt entfernen.
Empörung jenseits dies Weg-mit-Wassergraben-Postulat ist deshalb erlaubt. In dieser Empörung droht jedoch irgendetwas unterzugehen: Die Mehrheit in jener Religionsgemeinschaft denkt weder noch daran, ihre kulturelle Schatztruhe zu leeren. Dasjenige belegten jede Menge Passions-Aufführungen jener vergangenen Wochen und tausende Auszüge aus den Passionen in Karfreitags-Gottesdiensten.
Vergesst die 98 v. H. nicht!
Protestanten sind flach mehr denn ihre Klischees. Welches im gleichen Sinne jener kommende Kirchentag in Hannover zeigt. Stimmt, dort sind wieder rund zwei zwölf Gottesdienste und Workshops zu Gunsten von queere und gendersensible Mitmenschen geplant. Wir wollen wünschen, dass dort nicht im Kontext Kindern zu Gunsten von verschmelzen Geschlechtswechsel geworben wird. Dasjenige wäre intolerabel.
Ebenfalls intolerabel wäre es dagegen, jede Seelsorge zu Gunsten von Transmenschen mit Geschlechtswechselwerbung und solche mit dem Kirchentag gleichzusetzen. Jener besteht nämlich aus 1500 Veranstaltungen – von denen die Queer-Events zwei v. H. umfassen. Nach sich ziehen die 98 v. H. nicht im gleichen Sinne verdient, irgendwie in ihrer Existenz erwiesen zu werden?
Wo wir beim Vorurteil-Lockern sind: Nebensächlich die Unwissenheit, mit jener Kirchenobere mehrjährig zu Gunsten von unkontrollierte Zuwanderung warben, wirkte autodestruktiv. Und mancher Spektator fragte sich schon, ob solche Christen denn untergehen wollten.
Im Kontrast dazu damit ist erneut nicht dies ganze Grafik gezeichnet. Synchron engagieren sich jedweder evangelischen Landeskirchen zu Gunsten von verfolgte Christen, es gibt verschmelzen eigenen Sonntag im Kirchenjahr, an dem jedweder Gemeinden sich zu Gunsten von diskriminierte Glaubensgeschwister einsetzen. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat sogar eine Organisation, dies Gustav-Adolf-Werk, die christlichen, vor allem evangelischen Minderheiten in aller Welt, etwa in Syrien, hilft. Nein, im gleichen Sinne die deutsche Protestanten-Religionsgemeinschaft will dann doch leben. Im Kontrast dazu dieser Überlebenswille steigt offenbar erst mit jener Gefahr an.
Religionsgemeinschaft muss politisch rege, nicht parteipolitisch ausrechenbar sein
Und weiter: Natürlich grenzt es bürgerliche Christen gnadenlos aus, wenn evangelische Kirchenführer seitdem Jahrzehnten in großen Streitfragen jener Politik grün-rote Positionen beziehen – zuletzt vor jener Bundestagswahl, denn sie den mutmaßlich kommenden Kanzler mit moralischer Ächtung übergossen, weil er versprach, unkontrollierte Wanderung effektiv zu bekämpfen.
Im Kontrast dazu lichtvoll ist im gleichen Sinne: eine vollwertig unpolitische Religionsgemeinschaft wäre weder christlich noch glaubwürdig. Wie dürften die Untertanen Jesu sich in Schweigen hüllen, wenn Völkermörder oder Intensivkriminelle ihr Unwesen treiben? Wenn rund 800 Mio. Menschen weltweit hungern und mehrere Mio. pro Jahr verhungern? Uff solche Nöte sollen sie unsrige Politik hinweisen, ja sogar hindrängen. Nur die unter den Parteien oft so umstrittene Auskunft darauf – die sollen sie Gesuch den Experten überlassen.
Im Kontrast dazu selbst den Kirchenoberen tun wir Unrecht, wenn wir sie gen ihr rot-grünes Faible reduzieren. Dasjenige merkt man schon nicht, wenn man sie ausschließlich jenseits die Medien wahrnimmt, denn die (deshalb wir) betreiben ja ohne Rest durch zwei teilbar solche Reduktion. Zitieren Medien aus jener Predigt einer Bischöfin oder eines Präses, dann oft nur ein paar Sätze zum Themenbereich Rechtspopulismus oder Klimaerwärmung.
Setzt man sich dagegen unter die Kanzel und lauscht jener gesamten Predigt, geht einem gen: Oft sind 50 solange bis 95 v. H. jener Vortrag nicht jener Politik gewidmet, sondern jener Ermutigung, dies eigene Leben durch Weltbild, Liebe, Hoffnung zu bereichern.
Kirchen sind noch immer Produktionsstätten wertvoller Seelenkräfte wie positives Denken, Zuversicht und Wohlwollen. Welche kirchliche Kernkompetenz hat sich keineswegs in Luft durchgedreht, selbst da, wo mancher Pfarrer sie vermissen lässt. Mag die Predigt noch so untief ausfallen – wird nachdem etwa ein Paul-Gerhardt-Song gesungen, dies „Freude die Wohlstand“ feiert, steckt darin wieder eine mörderisch ermutigende Botschaft. Denn Gerhardt hatte, denn er dies Song 1666 komponierte, schon vier Kinder verloren. Doch die Verheißung von „Freude die Wohlstand“ im Jenseits gab ihm schon im Diesseits Macht.
Er war getragen von jener „trotzigen Hoffnung, dass olympische Gottheit es am Finale gut zeugen wird“. Und die könne überall, im gleichen Sinne am Grablege erwachen. So drückt dies jener rheinische Präses Thorsten Latzel aus – einer von denen, die wir sonst oft denn Vorsänger im rot-grünen Fanklub einsortieren.