Dieser Universitätsgelände-Roman war seine Königsdisziplin: Dort konnte David Lodge sein literarisches Können, seinen britischen Mutterwitz und seine Versiertheit in allen Genres und Tonlagen ins Spiel einbringen. Nun ist Lodge im am Lebensabend von 89 Jahren gestorben.
Dieser britische Schriftsteller David Lodge im Jahr 2015.
Vielleicht gleicht dasjenige Leben nicht so sehr einem Roman wie einem Streifen. «Beim Vorlesung halten merkt man, dass man nur noch ein, zwei Seiten hat, und man bereitet sich darauf vor, dasjenige Buch zuzuklappen», schrieb David Lodge. «Beim Streifen geht dasjenige nicht, schon weder noch heute, wo die Filme viel lockerer strukturiert sind, viel ambivalenter denn früher. Man kann nie voraussagen, welches Gemälde dasjenige letzte sein wird.»
Dass sie Worte unbedingt von einem Romancier stammen, deutet die spielerische Experimentierlust des britischen Autors und Literaturwissenschafters an, dieser nun 89-jährig verstorben ist. In den sechs Jahrzehnten seiner Schreib- und Denkarbeit versuchte David Lodge, die Form des Romans mit erzählerischen Mitteln zu beleuchten und sie durch Kreditbeanspruchung c/o anderen Medien und Genres zu erweitern – beim Theater, beim Streifen, ungeachtet ganz insbesondere c/o dieser Literaturwissenschaft.
Master of Universitätsgelände-Romane
Dieser Schreiberling, dieser von 1960 solange bis 1987 denn Professor zum Besten von englische Schriftwerk in Birmingham wirkte, war naturgemäss ein Kenner dieser Literaturgeschichte und Literaturtheorie, doch wählte er – differenzierend denn Schreiberling-Professoren wie J. M. Coetzee oder Anne Carson – nicht den Weg dieser Verschmelzung von Schriftwerk und Theorie. Stattdessen pfefferte er seine zahlreichen Romane und Erzählungen, seine zwei Memoiren, drei Theaterstücke und Streifen- wie Fernsehdrehbücher mit einer Überfluss an literarischen Zitaten und Anspielungen und stellte Akademiker ins Zentrum seiner literarischen Welt.
Seine bekanntesten Werke, die Universitätsgelände-Roman-Trilogie «Ortswechsel» (1975), «Kleine Welt: eine akademische Romanze» (1984) und «Saubere Arbeit» (1988), sind Farcen voller Sprachwitz, zufälliger Verwechslungen und grotesker Charaktere. Lodges Romane wirken stets wie ein literarisches Wohltemperiertes Piano, dasjenige lernbegierigen Schreibenden ebenso viel jenseits die schriftstellerische Arbeit verrät wie die später entstandenen Kolumnen, die dieser Schreiberling denn «Die Kunst des Erzählens» (1992) publizierte.
«Ortswechsel» ist Lodges musikalischer Leckerbissen, dessen Situationskomik, dessen Figurenensemble und sprachlicher Witz beinahe an den Vorarbeiter des britischen Humors, P. G. Wodehouse, heranreichen. Dieser Roman erzählt von einem transatlantischen Akademikeraustausch, dieser den draufgängerischen amerikanischen Literaturwissenschafter Morris Zapp zum Besten von ein Jahr an eine Universität in England bringt, während dieser lieber biedere Engländer Philip Swallow Zapps Job in den USA übernimmt. Lodge nutzt dasjenige Szenario zum Besten von eine Aneinanderreihung verschiedenster Gattungen und Erzähltechniken, vom Briefroman jenseits filmische Montagen solange bis hin zu integrierten Theater- und Filmskripten, um die beiden Männer und die kulturellen Unterschiede im Jahr 1969 immer wieder ins Lächerliche zu ziehen.
Wie es sich zum Besten von verdongeln Humoristen gehört, wird dasjenige Possenhafte des Romans soziopathisch ausgenutzt, solange bis die beiden neben den Jobs ebenfalls ihre Frauen tauschen. Zapp lernt jedoch ebenfalls die Besonderheiten dieser selbst 1969 noch spiessbürgerlichen Tristesse Englands Kontakt haben: «Übrigens ein sehr merkwürdiges Klo, offenbar mal zum Besten von verdongeln anderen Zweck vorgesehen, denn Tanzsaal vielleicht, dasjenige WC steht hinaus einem Sockel in dieser keilförmiges Stück.» Swallow dagegen schlittert in den Krawall dieser Studentenrevolte (und in eine Blitzaffäre mit dieser Tochter Zapps) und landet sogar nicht dauerhaft im Kerker.
Kammerspiele
Neben seiner schriftstellerischen Arbeit war Lodge essayistisch und literaturwissenschaftlich äusserst produktiv und verfasste 1966 dasjenige wichtige kritische Werk «Language of Fiction», dasjenige sich in äusserst lesbarem Stil und mit endlosem Beispielschatz den poetischen und rhetorischen Eigenheiten fiktionaler Sprache widmete. Weitere Werke dieser Gattung sollten nachgehen, und während Lodge sich in ihnen oft den grossen Gesellschaftsromanen des klassischen Wirklichkeitssinn zuwandte, blieben seine Romane dieser komischen und kuriosen Ergründung von Einzelfiguren verschrieben.
Schon in seinen frühesten, Werden dieser sechziger Jahre verfassten Romanen perfektionierte Lodge sein Gewandtheit mit kammerspielartigen Figurenkonstellationen, die sich hinaus engsten Räumen, sei es lokal oder kulturell, in die Haare kriegen, sich hintergehen oder zueinander finden. So verwunderte es nicht, dass sich Lodge 2004 in «Schreiberling, Schreiberling» dem Vorarbeiter des intrigenreichen Kammerspiels zuwandte, nämlich Henry James. Es war ein Unglück, dass sozusagen zeitgleich mit diesem sehr lesenswerten Roman ebenfalls Colm Tóibíns brillante Charakterstudie «Porträt des Meisters in mittleren Jahren» erschien, die Lodges Buch harte Wetteifer machte.
Vielleicht ist dieser Roman im allgemeinen wie ebenfalls in dem Sinn, wie Lodge ihn verstand, eine vergangenheitsbesessene Geschlecht, die sich immer wieder ebenfalls selbst historisiert, in früher genutzten Möglichkeiten kramt, sie reaktiviert und so erneuert. Dasjenige könnte dieser Grund zu diesem Zweck sein, dass Lodges Œuvre solange bis ins Spätwerk in einer wehmütigen Vorliebe zum Besten von eine frühere Welt verhaftet blieb – und damit ebenfalls einem England, dasjenige zwar weniger freizügig, ungeachtet geordneter schien, einer sanft verklärenden Sehnsucht nach Vergangenheit zum Besten von eine Zeit «vor dem Aufkommen dieser permissiven Körperschaft», wie er einmal schrieb.
Dasjenige das nichts gewinnt des Humoristen
Dieser schönste unter seinen späten Romanen bleibt «Wie bitte sehr?» (2008), dieser eine Kontaktbolzen zu Lodges erfolgreichsten Universitätsgelände-Romanen schlägt. Gewohnt leichtgängig folgt Lodge einem emeritierten Sprachwissenschafter durch frustrierende und verwirrende Tage. Altersbedingt verliert Desmond Bates sein Hörorgan, gefühlsbedingt verliert er seine Nervenkostüm, wenn er zum Musterbeispiel von einer jungen Doktorandin sexuell anzügliche E-Mails erhält oder die schwierige Konnex zu seinem eigenen vergreisten Vater pflegt, die durch fortschreitende Taubheit dieser beiden die zwischen ihnen liegenden Klüfte erst recht offenbart.
Strecke in dieser Vater-Sohn-Leidenschaft zeigt sich, wie gewandt Lodge die seiltänzerische Unbekümmertheit des Komischen beherrschte und sie immer mit berührenden Einblicken zu verbinden und kontrastieren wusste. Dass man ihn nicht zu den bedeutendsten englischen Autoren seiner Generation zählte, ist vielleicht dasjenige das nichts gewinnt aller Humoristen, die immer wie die selbstgefälligsten und die demütigsten Menschen zusammen wirken. Denn sie begegnen den grossen Fragen dieser Existenz mit kühl-ironischer Weite, und erst später, wenn man noch einmal fragt: «Wie bitte sehr?», wenn dasjenige Lachen leiser wird, erscheint die Tiefgründigkeit ihrer Betrachtungen und Beobachtungen umso stärker, umso wärmer.