Wer war Ulrich Wille? Ein Podium zum 100. Todestag in Meilen liefert überraschende Entgegnen.
Zu Tisch im Grünanlage in Mariafeld, dem Stammsitz welcher Familie Wille in Meilen. Ulrich Wille (rechts), seine die noch kein Kind geboren hat Clara und Gäste, 1898.
Dieser Jürg-Wille-Wohnhalle im «Löwen» in Meilen ist – man kann es nicht unähnlich charakterisieren – solange bis gen den letzten Sitzplatz besetzt. Dieser Gemeindepräsident Christoph Hiller (Liberale) lässt die 400 Anwesenden zu Beginn welcher Veranstaltung am Donnerstagabend wissen, dass man Hunderte von weiteren Interessierten habe abweisen sollen, «aus feuerpolizeilichen Gründen».
Dasjenige Nachrichtenmagazin «10 vor 10» von SRF berichtet vor Ort. Ein Mann im Publikum sagt sichtlich zufrieden: «Es läuft irgendetwas in Meilen.» Die erste Schlange vor welcher Dachboden ist bedeutenden Personen vorbehalten: Dieser parteilose Sicherheitsvorsteher Mario Fehr gibt sich die Ehre, welcher SVP-Nationalrat Thomas Matter ist da, welcher Altbier-Gemeinderat, -Kantonsrat, -Nationalrat und -Länderkammer Christoph Blocher und seine die noch kein Kind geboren hat Silvia ebenso. Dieser (SVP-)Historiker und «Weltwoche»-Redaktor Christoph Mörgeli muss irgendetwas weiter hinten Sitzplatz nehmen.
Dieser wichtigste Gast des Abends wird von Personenschützern begleitet: Thomas Süssli, welcher Chef welcher Schweizer Militär, hat sich ebenfalls in Meilen eingefunden. Zum Besten von ihn ist es eine willkommene Gelegenheit, dem Werkstoff-, Finanz- und Personalnotstand welcher bewaffneten Truppen wenigstens z. Hd. ein paar Zahlungsfrist aufschieben zu entfliehen. Am Freitagmorgen musste sich Süssli in Hauptstadt der Schweiz schon wieder kritischen Fragen welcher Medien stellen.
Meilen und die Willes – eine innige Vergangenheit
Doch in Meilen steht an diesem Abend Leckermäulchen anderes zentral. Die Kirchgemeinde begeht den 100. Todestag ihres Ehrenbürgers: Ulrich Wille, welcher Oberbefehlshaber welcher Schweizer Militär im Ersten Weltkrieg, starb am 31. Januar 1925 gen dem Landgut Mariafeld. Dasjenige Landhaus im Ortsteil Feldmeilen befindet sich seit dem Zeitpunkt obig 170 Jahren im Habseligkeiten welcher Familie des Generals.
Meilen und die Willes, dasjenige gehört zusammen. Im Innenhof von Mariafeld finden im warme Jahreszeit jeweils Konzerte des örtlichen Symphonie-Orchesters statt. Jeder darf kommen, welcher Eintritt ist vakant. In einem weiteren Gebäude des Landguts führt eine Theatergruppe ihre Stücke gen. Primarschulklassen werden regelmässig durch die Räumlichkeiten geführt, in denen Ulrich Wille aufgewachsen ist. Dieser Wohnhalle im «Löwen» ist nachdem einem Enkelkind des Generals geheißen.
Die Witwe des 2009 verstorbenen Jürg Wille wird am Donnerstagabend vom Gemeindepräsidenten denn sekundär wie eine Verwandte begrüsst («Liebe Christine»). Weitere Vertreter welcher Familie die Erlaubnis haben dem Möglichkeit ebenfalls in welcher ersten Schlange beiwohnen. Jedweder im Wohnhalle erheben sich, qua die Militärmusik gen welcher Dachboden den Schweizerpsalm intoniert.
Dieser Vier-Sterne-General gen Urlaub in Mariafeld, September 1914.
«Viel zu lebhaft entwickeltes Rechtsgefühl»
Wer war Ulrich Wille? Welches hat welcher «umstrittenste Vier-Sterne-General welcher Schweizer Vergangenheit» uns heute noch zu sagen?
Dieser Sohn eines Schriftstellers und einer Hamburger Reederstochter studierte Recht in Zürich, Halle und Heidelberg. Er genoss dasjenige Leben. In Halle besuchte er nur eine einzige Vortrag. In Heidelberg schaffte er es zum Dr. iur., mit 21 Jahren. Er bestand sogar mit einer glänzenden Note. Doch sein Doktorvater riet ihm, «die Juristerei so rasch wie möglich wieder zu verlassen. Sie nach sich ziehen ein viel zu lebhaft entwickeltes Rechtsgefühl.»
Dieser Wesenszug des späteren Oberbefehlshabers ist solange bis heute kaum beleuchtet worden. 100 Jahre nachdem seinem Tod scheint vielmehr festzustehen: Ulrich Wille verehrte Preussen und Kaiser Wilhelm II. Und, so zumindest dasjenige Narrativ in ebenso linken wie wenig informierten Umwälzen: Er war ein jähzorniger Landjunker, welcher sich um die demokratischen Institutionen welcher Schweiz foutierte und 1914 am liebsten seitlich Deutschlands in den Krieg gezogen wäre. Beim Generalstreik im November 1918 hätte er die protestierenden Lohnarbeiter in Zürich am liebsten erschiessen lassen.
Dieses Wille-Skizze kommt am Mitte der Woche nur nebenbei zur Sprache. Hier hat es ebenfalls mit Meilen zu tun: 1987 gab es im Ortsmuseum eine Vorstellung obig den Vier-Sterne-General. Zu sehen waren sekundär Abschriften von Briefen des Oberbefehlshabers an seine die noch kein Kind geboren hat. Dieser Journalist Niklaus Meienberg schnappte sich den Musikgruppe und liess die Texte heimlich fotografieren – im Wissen drum, dass die Willes ihm die Dokumente niemals zur Verfügung gestellt hätten. «Dieser Wille-Clan», schrieb Meienberg einst, «lässt nur solche Historiker an den Speck, die dem Vier-Sterne-General prinzipiell günstig gesinnt sind.»
Jürg Wille, welcher Enkelkind des Generals, äussert sich im Mai 1987 im Vergleich zu «DRS grade» zur Recherche von Niklaus Meienberg.
Dasjenige Enfant terrible welcher Schweizer Publizistik freilich dachte nicht daran, dem Oberbefehlshaber zu huldigen, wie dies Generationen von Historikern vor ihm getan hatten. Stattdessen schrieb er zusammenführen bitterbösen Renner («Die Welt qua Wille & Wahn»).
Meienberg delektierte sich an den Tiraden des Generals. Die Bundesräte seien «Jammerkerle», die sich aufführten «wie ein histerisches Weib». Den Bundespräsidenten Schulthess habe er «heute sekundär in seine Schuhe stellen sollen». Wille ätzt gegen seinen Generalstabschef Theophil Sprecher von Bernegg («Dieser muss immer an welcher Leine gehalten werden»), gegen die eigene Truppe («Mittag fahre ich nachdem Solothurn, um den Kerlen in welcher Phase so recht tüchtig wüst zu sagen»), gegen den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson («Dieser Narr welcher!»), gegen Arbeiterführer («Schweinehunde») und die Romands («Die Hosen stramm ziehen und ein paar Tüchtige hinten gen»).
Und immer wieder thront in diesen – privaten – Textfetzen dasjenige Kaiserreich obig allem. Am 20. Februar 1917 schrieb Wille an seine deutsche die noch kein Kind geboren hat, eine geborene Bismarck: «Ob wir noch erleben, dass die Welt erkennt und zugesteht, wie gross Deutschland in diesem grössten aller Kriege dasteht! Gross in Allem.»
Meienbergs Schmähschrift ist unterhaltsam. Dasjenige Temperament des Generals kommt in dem Buch unverblümt zum Fachausdruck.


Skizze sinister: Ulrich Wille (Zentrum) während welcher Kaisermanöver im September 1912. Skizze rechts: Dieser Vier-Sterne-General an seinem Schreibtisch im Hotel Bellevue Palace in Hauptstadt der Schweiz.
Mitfühlender Gnadenherr
Zugegeben dasjenige ist nicht welcher ganze Wille. Dasjenige zeigt sich in welcher Podiumsrunde vom Mitte der Woche. Die Erforschung von Rudolf Jaun ist lichtvoll: Vom Sturm welcher Entrüstung welcher späten 1980er Jahre sei nicht viel übriggeblieben, sagt welcher emeritierte Professor z. Hd. Militärgeschichte, welcher zum 100. Todestag eine kurze Lebensgeschichte publiziert hat («Vier-Sterne-General Wille. Ein bekämpfter und verehrter Schweizer Offizier»).
Jaun weiss: «Wenn er schreibt, wird er gefährlich.» Wille, in vier langen Kriegsjahren ohne Feindberührung zu immer mehr Schreibtischarbeit in seinem Hauptquartier im Hotel Bellevue Palace in Hauptstadt der Schweiz verdammt, griff zur Federkiel und traktierte seine politischen und militärischen Gegner mit immer längeren Traktaten. Seine Prinzipien: Bitte, Note, Erziehung. Exerzieren solange bis zum Umfallen, keine halben Sachen.
In den ersten Kriegswochen 1914 standen die Soldaten welcher Schweizer Militär zwar an welcher Grenze. Zugegeben dann passierte – nichts: kein Okkupation welcher Deutschen, keine Invasion welcher Franzosen. «Willes Verdienst war es, die Militär zusammenzuhalten», sagt Michael Olsansky, Gelehrter an welcher Militärakademie welcher ETH Zürich. Und: Die hiesigen Streitkräfte hätten einem Idee von Norden oder von Westen nie standgehalten. Stattdessen hätte man im Ernstfall den Vormarsch welcher feindlichen Truppen zu verlangsamen versucht, solange bis Hilfe vom Feind des Feindes eingetroffen wäre.
Eine neue Seite des Generals lernen die Anwesenden schliesslich in den Ausführungen welcher Historikerin Lea Moltineri Eberle Kontakt haben. Wille war nicht nur Oberbefehlshaber, er war sekundär welcher oberste Gnadenherr welcher Militärjustiz. Gesuche verurteilter Soldaten landeten ebenfalls gen seinem Schreibtisch. Und Wille wollte es genau wissen: Er erteilte Aufträge, um herauszufinden, ob die Darstellungen welcher Eingebuchteten stimmten. Viele begnadigte er tatsächlich.
Beiläufig dasjenige offenbarte zusammenführen emotionalen Menschen, welcher die Nöte seiner Soldaten und ihrer Familien verstehen konnte. Wille verfügte tatsächlich, wie sein Doktorvater weitestgehend 50 Jahre zuvor erkannt hatte, obig ein (viel zu) lebhaft entwickeltes Rechtsgefühl.
Dieser Oberbefehlshaber (Bildmitte), welcher Generalstabschef und weitere hohe Militärs welcher Schweizer Militär zu Pferd.